Ein Borderline Trialog ist eine Veranstaltung, welche zum Austausch zwischen Borderline Betroffenen, Angehörigen und Fachleuten einläd. Dieses trialogische Gespräch profitiert von Lebendigkeit und Mitwirkung im Austausch auf Augenhöhe. Ein Borderline Trialog schafft Verständnis füreinander, gerade für kritische und oft schwer zu erklärende Situationen, durch Begegnung und Erfahrung.
Die Borderline Trialoge finden sich bereits in einigen Städten und sind auch teilweise direkt in Kliniken zu Hause. Sie finden eine Übersicht der Standorte in der bereitstehenden Karte. Wir erweitern diese im Verlauf.
Für manche Trialoge gibt es eine Anmeldung, häufig sind diese aber ohne Anmeldung für jeden Menschen zugänglich.
Zur Geschichte und Entstehung der Borderline Trialoge
(Zitat aus http://www.borderlinetrialog.de)
Borderline Trialog – wie kam es dazu?
Die Idee dazu wurde 2001 von Andreas Knuf im Nachwort des Buches „Leben auf der Grenze“ beschrieben. Zunächst aber schien ein voneinander lernen auf gleicher Augenhöhe – in der Form, wie es seit zwanzig Jahren sehr erfolgreich in den Psychose-Seminaren geschieht – im Zusammenhang mit der Borderline-Störung nicht möglich. Kommunikation und Beziehungen sind nicht selten geprägt von heftigen Emotionen. Manchmal geht gar nichts mehr; die Beteiligten können nicht mehr miteinander sprechen, ohne in Streit und in gegenseitige Schuldzuweisungen zu geraten. Eine sachliche Gesprächsebene ist vielleicht nicht mehr zu finden. Hilfreich kann dann sein, Abstand zu gewinnen, die Situation von Außen betrachten und sich in die Lage aller Beteiligten hinein zu versetzen. Genau das geschieht im Trialog, wenn Betroffene, Angehörige und Fachleute sich auf gleicher Augenhöhe zum Austausch von Erfahrungen und Wissen an einen Tisch setzen: Lernen und Verstehen über einen Stellvertreter! Mit diesem neu gewonnenen Wissen kann wieder Begegnung statt finden.
Den Trialog-Gedanken aufzugreifen und umzusetzen, gelang gemeinsam in einem kleinen Initiatorenteam: Christiane Tilly und Anja Link – jeweils aus der Betroffenenperspektive und mit Ausbildung in psychosozialen Berufen – holten noch Heiner Dehner als Psychologe und Psychiatriekoordinator der Stadt Nürnberg ins Boot. Der Einladung zum ersten bundesweiten Borderline-Trialog folgten im Dezember 2004 mehr als 300 Betroffene, Angehörige und professionell Tätige. Diese Resonanz machte deutlich, dass ein starkes Interesse am gegenseitigen Verstehen besteht. Vor allem aber wurden auch der Mut und die Motivation geweckt, diese Form des Austausches voranzubringen und zu etablieren. Nachdem die ersten Schritte im mittelfränkischen Ansbach und Nürnberg, getan waren und sich damit Befürchtungen zerschlagen haben, dass eine trialogische Gruppe im Zusammenhang mit Borderline nicht funktionieren könnten, begann die Idee sich weiter zu verbreiten. Engagierte Trialog-Teilnehmer der bundesweiten Veranstaltung aus ganz Deutschland fragten nach, unter welchen Vorraussetzung und mit welchen Mitteln die Umsetzung eines Borderline-Trialogs gelingen kann. In Telefonaten und Zusammenkünften mit Interessierten vor Ort wurde dann gemeinsam überlegt, geplant und jeweils von den bisher gemachten Erfahrungen profitiert, experimentiert und immer weiter voneinander gelernt.
Neben den jährlich statt findenden bundesweiten Trialog-Veranstaltungen, haben sich inzwischen in mehreren Städten Regional-Gruppen gegründet, die regelmäßig zusammenkommen und teils schon über mehrere Jahre Bestand haben. In all diesen Treffen werden sehr offen von allen Beteiligten Fragen gestellt und vielfältige Antworten gefunden. Spannend ist, die speziellen Besonderheiten der einzelnen Regionalgruppen zu verfolgen, die an dieser Stelle nur kurz angerissen werden können. So schreiben beispielsweise die Teilnehmenden in Herborn Protokolle über ihre Zusammenkünfte, so dass die beeindruckenden gemeinsamen Erkenntnisse festgehalten werden und später nachgelesen werden können.
Die konkrete Umsetzung des Trialog-Gedankens und die Gestaltung der Gruppen hängen jeweils von den Vorstellungen und Wünschen der Teilnehmer, teils einfach auch von den vor Ort verfügbaren Möglichkeiten und Ressourcen ab. Bewährt hat sich, nach einer Initialveranstaltung zum Trialog einen verlässlichen Rahmen für die Gruppentreffen anzubieten, Termine im Vorfeld festzulegen und die Gespräche durch eine Moderation zu begleiten. Die Teilnehmer der Gruppe einigen sich dann auf einen Ablauf der Treffen, legen die Regeln fest und übernehmen gemeinsam die Verantwortung für den Austausch.
Entscheidend für eine offene Atmosphäre im Gespräch ist eine Grundhaltung, die durch folgende Punkte gekennzeichnet ist: der Austausch geschieht auf gleicher Augenhöhe, jeder ist für sich selbst verantwortlich, und
die Wahrheit ist subjektiv.
In diesem Rahmen sind intensive, wechselseitige Lernprozesse möglich und nutzen allen Beteiligten:
Fachleute berichten, dass sie im Trialog eine tiefere Ebene des Verstehens erreichen und ihre eigene Rolle als Helfer neu betrachten und definieren können. Betroffen beschreiben beispielsweise, dass sie durch Erzählungen der Angehörigen die Situation der eigenen Eltern oder Partner ganz anders reflektieren und deren Reaktionen auf eigenes Verhalten anders bewerten können. Dabei macht auch Mut, von anderen Betroffenen zu hören, welche Erfahrungen mit Selbsthilfe und Therapie gemacht werden. Gerade Eltern von Betroffenen haben im Trialog die Möglichkeit Fragen zu stellen, die die eigenen Kinder selbst noch nicht beantworten können. Durch diese „Übersetzungsarbeit“ entsteht wieder mehr Verständnis und die Bereitschaft zur Meisterung des gemeinsamen Alltags wird gestärkt.