Ein Störungsbild und tausend Möglichkeiten!
Hört man von einem Menschen mit einer Borderline Persönlichkeitsstörung, ist es schwierig nicht gleich auch die Stigmata mitgeteilt zu bekommen! Zum fürchten sind die Borderliner, „die schneiden sich doch Alle auf“ und unheilbar ist diese Erkrankung obendrein! Zu dem Ganzen gesellt sich gerne noch dazu, dass die Borderliner alle nur manipulieren, um Aufmerksamkeit lechzen und gefühlt alles um sich herum vernichten, mit ihrer schier unglaublichen, aggressiven Energie! Am Besten ist es einen großen Bogen um diese Menschen zu machen, oder?…
... Wir nehmen sie in die Mitte unserer Gesellschaft und schauen genauer hin!
Wie entsteht eine Borderline Persönlichkeitsstörung - kurz BPS?
Kurz gesagt beschreibt dieses Modell, dass verschiedene Faktoren miteinander wirken. Die Wahrscheinlichkeit eine Borderline Persönlichkeitsstörung zu entwickeln liegt höher, wenn verschiedene Dispositionen aus Biografie, dysfunktionalen Verhaltensmustern und negativen, psychosozialen Erfahrungen zusammenkommen und diese Faktoren zusätzlich auf eine Störung der Affektregulation treffen. Nicht alle Menschen, welche diese zum Teil hohen Belastungsfaktoren alle mit sich tragen, entwickeln eine BPS, hier ist von einer hohen Widerstandskraft (Resilienz) auszugehen. Gleichzeitig ist es die Chance und ein Ansatz, die Resilienz zu stärken, um von Dysfunktionalität abzuweichen, zu gesunden.
Einmal Borderliner - immer Borderliner?
Ein jeder Mensch ist lernfähig, jeder Mensch entwickelt sich im Laufe seines Lebens! Eine kurze Antwort kann es bei dieser Frage geben, indem ich es so formulieren möchte:
Ein Rennpferd wird niemals dazu taugen im Wald Bäume zu rücken! Ein Rennpferd kann durch Training lernen seine Energien effektiv zu nutzen und damit glücklich zum Sieg zu galoppieren.
Das heißt: ein Mensch welcher 8 mal stärker emotional reagiert, wird dies auch weiterhin in einem größeren Spektrum tun. Dieser Mensch kann lernen, dass die „Ausschläge“ nicht nur einseitig und negativ sind, sondern auch besonders kraftvoll, kreativ und durchaus positiv nutzbar. Heilung besteht, wenn ein Mensch in seinem Sinne wirksam werden kann und ein für ihn erfülltes Leben lebt.
„Krank“, im Sinne von Unwohlsein, nicht fähig ein erfülltes Leben zu führen, bleiben zum Glück die wenigsten Menschen mit einer BPS. Eine „Heilungschance“ gibt es immerhin für 80 (!) Prozent der diagnostizierten Personen im Laufe des Lebens.
Ab wann spricht man von der Diagnose Borderline BPS?
Die 9 diagnostischen Kriterien einer BPS:
1) Verzweifeltes Bemühen, tatsächliches oder vermutetes Verlassenwerden zu vermeiden.
(2) Ein Muster instabiler, aber intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen, das durch einen Wechsel zwischen den Extremen der Idealisierung und Entwertung gekennzeichnet ist.
(3) Identitätsstörung, d. h. ausgeprägte und andauernde Instabilität des Selbstbildes oder der Selbstwahrnehmung.
(4) Impulsivität in mindestens zwei potentiell selbstschädigenden Aktivitäten (z.B. Geldausgeben, Sexualität, Substanzmissbrauch, rücksichtsloses Fahren, Essanfälle).
(5) Wiederholte suizidale Handlungen, Selbstmordandeutungen oder -drohungen oder Selbstverletzungsverhalten.
(6) Affektive Instabilität infolge einer ausgeprägten Reaktivität der Stimmung.
(7) Chronisches Gefühle von Leere.
(8) Unangemessene, heftige Wut oder Schwierigkeiten, Wut oder Ärger zu kontrollieren.
(9) Vorübergehende, durch Belastungen ausgelöste paranoide Vorstellungen oder schwere dissoziative Symptome.
Störungen in 5 Bereichen
- Störungen der Emotionsregulation:
Stimmungsschwankungen
Schwierigkeiten, Gefühle zu steuern
- Störungen des Denkens:
Dissoziationen (Verzerrung von Zeit-, Raum- und Körperwahrnehmung)
Flashbacks (Wiedererleben von traumatischen Erinnerungen)
Pseudohalluzinationen (Illusionen, die als Täuschung erkannt werden)
Paranoides Denken (Gefühl, verfolgt zu werden)
Negative Grundannahmen (schlechte Meinung von sich selbst haben)
- Störungen der Identität:
Gefühle von Unsicherheit, Fremdheit und Ekel im Umgang mit sich selbst und dem eigenen Körper
Das Gefühl, „anders“ zu sein, als alle anderen
Unsicherheit bezüglich Zukunftszielen, der eigenen Meinung, wichtiger Entscheidungen und Alltagsentscheidungen.
- Störungen im zwischenmenschlichen Bereich:
Intensive und instabile Beziehungen
Ein Wechsel zwischen Idealisierung und Abwertung
Schwierigkeiten, allein zu sein
Angst davor, verlassen zu werden und Angst vor Nähe
- Störungen auf der Verhaltensebene:
Impulsive und potentiell selbstschädigende Verhaltensweisen
Hochrisikoverhalten